Die Mensur ist für den Außenstehenden kaum zu verstehender Bestandteil des waffenstudentischen Daseins und wird aus Unwissenheit derart falsch und verzerrt dargestellt, wie sonst kaum ein Bereich des studentischen Lebens.
Ihr grundlegender Wert liegt für uns in ihrer erzieherischen Bedeutung, denn das Schlagen einer Mensur erledigt sich nicht im Vorbeigehen. Wohl jeder hat Respekt davor. Sie dient als Beweis für die Einsatzbereitschaft für die Gruppe. Die Integrationskraft der Mensur hat sich über viele Jahrzehnte hinweg bewährt. Deswegen wird die Burschenschaft nie darauf verzichten. Sie stärkt Selbstbeherrschung und Selbstbewusstsein. Jeder einzelne ist dabei ganz auf sich selbst gestellt und lernt Nerven und Sinne in gewissem Grade zu beherrschen.
Die Mensur wird heute das traditionelle studentische Fechten mit dem Korbschläger bezeichnet. Diese Waffe ist auf beiden Seiten scharf, hat aber eine abgeflachte Spitze. Die beiden Gegner (Paukanten) sind immer Angehörige verschiedener Studentenverbindungen (also keine Bundesbrüder) und haben sich strengen Regeln zu unterwerfen. Weiters erhalten beide einen umfassenden Schutz aller Körperteile, mit Ausnahme des Kopfes, wobei auch hier Augen, Hals, Ohren und die wichtigsten Nervenbahnen geschützt werden. Die heute üblichen ersten Partien werden meist von den Fechtwarten der einzelnen Bünde ausgehandelt. Dabei wird darauf geachtet, dass sich nach Möglichkeit zwei nach Größe, Kraft, Technik und Geschwindigkeit gleichwertige Fechter gegenüberstehen. Bei der Mensur gibt es generell weder Sieg noch Niederlage. Treffer oder Schmisse sind für den Wert der Mensur nicht erforderlich. Indessen ist es wesentlich, dass der Fechter eine bestimmte Haltung zeigt, die darin besteht, dass er im Fechten sein Bestes gibt, sich ehrenhaft und korrekt an die Regeln hält und etwaigen Verletzungen unerschrocken entgegensieht. Die Mensur ist für die Gemeinschaft nützlich, weil sie die Möglichkeit darstellt, die Verbundenheit und Treue zur selbst gewählten Gemeinschaft nicht nur durch Worte zu bekunden, sondern sie auch durch die Tat der Mensur zu beweisen. Sie ist also ein Mittel für die Verbindung, die Spreu vom Weizen zu trennen und bloße Mitläufer auszusieben und zugleich ein gemeinschaftsbildendes Moment von nicht zu unterschätzender Bedeutung.